Wodurch wird CMD ausgelöst?
CMD hat viele Ursachen. Meist ist es ein Zusammenspiel von ungünstigen Faktoren. Im zahnmedizinischen Bereich ist dies vor allem ein fehlerhafter Biss - von Natur aus, durch fehlende Zähne, schlecht angepassten Zahnersatz, Zahnerkrankungen oder ungünstige kieferorthopädische Behandlung. Weitere Ursachen können eine schon in der Kindheit angewöhnte Mundatmung sein, schlechte Körperhaltung und Haltungsstörungen, Muskel- und Gelenkserkrankungen und seelische oder körperliche Traumata (Unfälle, Gewalterfahrungen etc.).
Keiner dieser Faktoren allein führt automatisch zu einer CMD. Der Hauptauslöser ist meist Stress. Entscheidend ist dabei die Zeitspanne: Kurzfristiger Stress und ein nur vorübergehender Fehlkontakt der Zähne werden nur in den seltensten Fällen in der Lage sein, eine CMD auszulösen. Außerdem muss eine gewisse "Disposition" des Gewebes vorliegen.
Womit kann eine CMD verwechselt werden?
Leitsymptom der CMD ist der Schmerz im Kopf- und Gesichtsbereich. Der Zahnarzt wird zunächst alle allgemein bekannten Krankheiten wie z.B. tiefe Karies, Zahnwurzel- und Zahnfleischentzündungen, Parodontitis oder Zysten ausschließen. Auch alle Formen der Kopfschmerzerkrankung müssen von einem Spezialisten ausgeschlossen werden.
Kieferhöhlenentzündungen verursachen ebenfalls oft Schmerzen im Oberkiefer. Auch Schmerzen aus dem Schulterbereich können sich als "übertragener" Schmerz in den Kiefer verlagern. Schmerzen an den Schläfen sind insbesondere bei älteren Patienten oft Folge einer Arteriitis temporalis. Ein Gesichtsschmerz ist manchmal auch ein verselbständigter Schmerz (ohne körperliche Ursache). Und Muskel- und Kiefergelenkschmerzen treten auch bei Krankheiten auf, die den ganzen Körper erfassen können, wie z.B. Polyarthritis oder Fibromyalgie.
Alle diese Erkrankungen (und noch viele mehr) können eine CMD vortäuschen. Viel häufiger ist es allerdings, dass gerade die CMD nicht erkannt wird und so nur die einzelnen Symptome behandelt werden, im schlimmsten Fall sogar kontraproduktiv. So ist es schon vorgekommen, dass einem Patient ein gesunder Zahn gezogen wurde, weil dieser über längere Zeit Beschwerden zu verursachen schien - Ursache war aber eigentlich eine CMD.
Wie wird CMD behandelt?
Da CMD meist viele Ursachen hat, setzt die Therapie oft auf mehreren Ebenen an. Am Anfang steht eine eindeutige Diagnose. Der spezialisierte Zahnarzt führt dazu eine manuelle Funktions- und Strukturanalyse durch. Nach einer ausführlichen Anamnese überprüft er dann die Funktionsfähigkeit von Muskulatur und Kiefergelenken. Wenn eine CMD vorliegt, wird er dem Patienten eine Aufbissschiene anpassen. Dadurch kann der Biss entkoppelt, Fehlkontakte der Zähne neutralisiert und die Kiefergelenke entlastet werden. Bei manchen Patienten wird allein dadurch der Schmerz ausgeschaltet. Bei alleiniger Schienentherapie ist die Gefahr jedoch groß, dass der Schmerz nach einiger Zeit wieder kommt. Deshalb empfiehlt sich meistens eine Kombination aus Schienentherapie und Manualtherapie/Osteopathie.
Die Aufbissschiene trägt der Patient vor allem nachts. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit kann er damit problemlos schlafen und ggf. auch damit essen, trinken und sprechen. Wenn nötig, wird der Zahnarzt mit einem Orthopäden, HNO- oder Augenarzt zusammen arbeiten. In manchen Fällen ist zusätzlich auch eine Psycho- bzw. Stressbewältigungs-Therapie nötig. Sehr hilfreich sind alle Formen der Entspannungs- und Bewegungsthererapien wie Progressive Muskelent- spannung nach Jacobson, Autogenes Training, Yoga, Feldenkrais etc.
Wie lange dauert der Heilungsprozess?
Ein Patient erwartet von der zahnmedizinischen Behandlung in der Regel, dass seine Schmerzen sofort beseitigt werden. Dies ist bei der Therapie der CMD leider nicht immer möglich. Da die CMD viele Ursachen und Symptome hat, bedeutet die Therapie vor allem, verschiedene Einflussfaktoren zu reduzieren. Schon wenn es in der Therapie gelingt, einen schwerwiegenden Faktor auszuschalten, fühlt sich der Patient in der Regel schnell deutlich besser.
Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen: Je länger die Beschwerden bestehen, umso länger wird die Heilung dauern, der Patient muss also eine gute Portion Geduld mitbringen. Gerade in solchen Fällen ist die CMD in der Regel auch nur im Zusammenspiel mit spezialisierten Orthopäden, Verhaltenstherapeuten, Osteopathen etc. therapierbar. Manchmal ist leider eine vollständige Heilung nicht mehr möglich. Das Ziel ist dann vor allem, die Schmerzen deutlich zu reduzieren und insgesamt einen stabilen Zustand zu erreichen, mit dem der Patient gut leben kann.
Zahlt meine Krankenkasse die Behandlung?
Private Krankenkassen und Beihilfen erstatten die Honorare und anfallenden Kosten im Rahmen der ausgehandelten Verträge. Die gesetzlichen Krankenkassen dürfen funktionsanalytische und -therapeutische Maßnahmen nicht bezuschussen, da sie laut Sozialgesetzbuch V nicht zur zahnärztlichen Behandlung gehören. Sie tragen lediglich die Kosten für eine gewöhnliche Knirscher-Schiene. Vereinbaren Sie mit uns einen Beratungstermin!
Was kann passieren, wenn CMD nicht erkannt wird?
Zum einen werden oft nur die Symptome behandelt. So ist es schon passiert, dass ein an sich gesunder Zahn gezogen wurde, obwohl der Schmerz eigentlich aus dem Kiefergelenk kam. Auch werden viele Beschwerden und Schmerzen bei einer reinen Symptombehandlung nicht beseitigt, zumindest nicht dauerhaft. Zum anderen können krankhaft veränderte Muskelzüge in einer Kettenwirkung Verspannungen in anderen Körperregionen auslösen. Dies kann sogar bis zu einer dauerhaften Achsverschiebung gehen. Folge sind zum Beispiel therapieresistente Rückenschmerzen. Schmerzen, die über längere Zeit anhalten (länger als drei Monate) chronifizieren sich außerdem sehr oft. Das heißt, bestimmte Nerven verändern sich, der Schmerz wird dann auch ohne schon bei eigentlich zu schwachem Reiz ausgelöst oder besteht sogar weiter, wenn die ursprüngliche Quelle des Schmerzes beseitigt wird.
Ich habe migräneartige Kopfschmerzen, können Sie mir helfen?
Zunächst muss abgeklärt werden, ob es sich um echte Migräne handelt. Denn viele Patienten, die meinen, eine Migräne zu haben, leiden in Wirklichkeit an Spannungskopfschmerzen. CMD (vor allem, wenn der Patient Probleme im Kausystem wie Zähneknirschen und –pressen hat) geht oft Hand in Hand mit Spannungskopf-schmerzen. Nach eingehender Anamnese und manueller Funktionsanalyse hilft dem Patienten eine Kombination aus Entspannungsschiene, manueller Therapie und Verhaltenstherapie oft deutlich.
Wenn ich morgens aufwache, bin ich völlig verspannt, warum?
Verspannungen - vor allem im Gesichts- und Nackenbereich, die morgens am stärksten sind - sind oft Folgen einer "durchknirschten" Nacht. Sie sind eine Art Muskelkater, im Extremfall sind die Muskelfasern so "verklebt", dass der Mund vorübergehend nur eingeschränkt geöffnet werden kann. Hauptursache des Knirschens oder des Pressens ist meistens Stress. Falsche Zahnkontakte können jedoch ein solches Knirschen oder Pressen verstärken, in diesem Fall kann eine Entspannungsschiene oft gut helfen. Parallel dazu sollte der Patient Methoden der Stressbewältigung lernen.
Beim Gähnen knackt es bei mir immer im Kiefer. Ist das gefährlich?
Knacken kann vielfältige Ursachen haben, die man mit einer manuellen Funktions- und Strukturanalyse abklären kann. Knackt es zum Beispiel beim Gähnen mit sehr weit geöffnetem Mund, ist dies häufig eine übermäßige Beweglichkeit des Kiefergelenkköpfchens bei leicht überdehnter Gelenkkapsel. Das Knacken an sich ist jedoch nicht gefährlich. Wenn keine anderen Symptome auftreten, ist keine Behandlung nötig.
Ich bekomme den Mund nicht weit auf, woran liegt das?
Mundöffnung ist nicht gleich Kieferöffnung. Wenn die Zähne weit übereinander greifen (Überbiss), kann dies eine reduzierte Kieferöffnung vortäuschen. Kann der Patient den Kiefer jedoch tatsächlich nur eingeschränkt öffnen, kommen verschiedene Ursachen in Frage. Einerseits kann es eine total verspannte Kaumuskulatur z.B. nach durchknirschter Nacht sein. Andererseits wäre auch ein "Bandscheibenvorfall" im Kiefergelenk möglich: Zwischen Kiefergelenksköpfchen und Gelenkpfanne an der Schädelbasis liegt ein Knorpel (Discus artikularis). Unter bestimmten Umständen kann dieser nach vorne gleiten und dann als Hindernis die Mundöffnung einschränken. Die Kombination aus Entspannungsschiene und Manualtherapie kann die Schmerzen lindern und die Kieferöffnung wieder vergrößern. Die ursprüngliche Mundöffnung wird der Patient allerdings nur selten wieder erreichen, da ein vorgeschobener Diskus in der Regel nicht wieder in die Ausgangslage zurück gebracht werden kann.
Können meine Nacken- und Schulterbeschwerden mit meinem Biss zusammen hängen?
Das große Gewicht des Kopfes ruht auf den relativ kleinen Auflageflächen der Kopfgelenke (Übergang von Hals zu Schädel). Schon bei optimaler Kopfhaltung (die kaum jemand hat) liegt der Schwerpunkt des Kopfes vor den Kopfgelenken. Die hintere und vordere Halsmuskulatur ist also ständig aktiv, um zu verhindern, dass der Kopf nach vorne kippt. Auch beim Kauen arbeitet die Halsmuskulatur meist automatisch mit, um zu verhindern, dass sich der Kopf mitbewegt. Nacken- muskulatur ist somit auch Kaumuskulatur. Ein Teil der Hals- und Nackenmuskulatur setzt wiederum an Schlüsselbein oder Schulterblatt an. Sind hier Verspannungen zu groß, kann es zu schmerzhaften Veränderungen von Muskeln und Sehnen kommen. Manchmal verschiebt sich auch der Biss, z.B. durch umfangreichen Zahnersatz oder kieferorthopädische Behandlung. Dadurch kann sich sogar die die Stellung des Kopfes verändern.
Kann ein falscher Biss Auslöser für Ohrgeräusche sein?
Ohrgeräusche und Tinnitus können viele verschiedene Ursachen haben. Meist sind es Stress, Durchblutungsstörungen oder auch Stoffwechselerkrankungen. Zuerst sollte der Patient also einen HNO-Arzt aufsuchen. In einigen Fällen verursacht aber auch eine CMD die Ohrgeräusche, einfach wegen der räumlichen Nähe von Kiefergelenk und Ohr. Wenn die Kaumuskeln ständig angespannt oder die Kiefergelenksköpfchen nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz sind und so den Gelenkraum einengen, kann dies Ohrgeräusche hervorrufen. Eine Aufbissschiene hilft hier oft sehr erfolgreich.
Meine Zähne sind im Zahnhalsbereich auffallend empfindlich und haben Defekte...
Überbelastete Zähne, ob nun durch fehlerhafte Zahnkontakte oder durch Knirschen und Pressen, entwickeln durch die ständige Nervenreizung oft eine übermäßige Reizempfindlichkeit (Hyperalgesie). Dies kann im Extremfall sogar dazu führen, dass die Zähne auf harmlose Reize mit Schmerz reagieren (Allodynie). Vor allem das Pressen und Knirschen in seitlich verschobener Position des Unterkiefers führt zu Spannungen an den Zahnhälsen. Auf der nächsten Stufe lösen sich dort so genannte Schmelzprismen heraus, und es entstehen keilförmige Defekte. Am Zahnfleischrand sind dann oft auch wulstförmige Verdickungen oder kleine Spalten zu finden. Mit einer Entspannungsschiene kann man eine Belastungsumverteilung an den Zähnen erreichen. Häufig empfiehlt sich zusätzlich noch eine Entspannungstherapie.
Das Ohr tut mir immer weh, der Ohrenarzt kann aber nichts finden...
Unser Kiefergelenk liegt unmittelbar vor dem äußeren Gehörgang. Schmerzhafte Veränderungen der Kiefergelenke können sich in das Ohr projizieren, d.h die Schmerzen, die eigentlich im Kiefergelenk sitzen, sind im Ohr zu spüren. Ohrenschmerzen können auch entstehen, wenn der kleine, direkt am Kiefergelenkkopf ansetzende Muskel sehr verspannt ist x.